„Ein zentraler Beweggrund für das QFFM ist der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet. Der gesellschaftliche Konsens scheint auf einmal viel fragiler und gefährdeter. Dieser konservativen Regression wollen wir uns entgegenstellen, unser Festival ist ein Aufruf zur Vielfalt und der Akzeptanz alternativer Lebensentwürfe.“
Und mit WHO’S GONNA LOVE ME NOW? legt das 1. Queer Film Festival Münchens im City Kino gleich einen fulminanten Start hin. Finden wir gut. Und wollten vom Festivalleiter Ludwig Sporrer wissen, was ihn dazu bewegte, dieses Festival in München auf die Beine zu stellen und was seine ganz persönlichen Highlights sind.
1. Das erste Queer Film Festival München steht an – was erwartet uns?
Neben cineastischen Highlights aus Cannes von Park Chan-wook (THE HANDMAIDEN) und Xavier Dolans EINFACH DAS ENDE DER WELT, die wir lange vor dem Kinostart präsentieren, zeigen wir Filme, die auf die große Leinwand gehören, es aber ohne unser Festival nicht in die Münchner Kinos geschafft hätten.
Mit unseren thematischen Schwerpunkten SPOTLIGHT POSITIV und SPOTLIGHT IDENTITÄT beziehen wir inhaltlich Stellung. Insgesamt präsentieren wir 21 ausgewählte Filme aus 10 Ländern, die mit einer Ausnahme alle zum ersten Mal in München zu sehen sind. Zur Eröffnung heute wird Barak Heymann, Regisseur und Produzent von WHO’S GONNA LOVE ME NOW? zu Gast sein.
Ein zentraler Beweggrund für das QFFM ist der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet. Der gesellschaftliche Konsens scheint auf einmal viel fragiler und gefährdeter. Dieser konservativen Regression wollen wir uns entgegenstellen, unser Festival ist ein Aufruf zur Vielfalt und der Akzeptanz alternativer Lebensentwürfe. Denn gerade in der öffentlichen Akzeptanz und Sichtbarkeit queerer Kultur zeigt sich, wie es mit der Zukunft unserer offenen Gesellschaft bestellt ist: Twiggy Pucci Garçon hat es in unserem QueerScope-Debütfilmpreisträger KIKI auf den Punkt gebracht: „There is so much left to fight for!
2. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dieses Festival zu initiieren? Und wer steht dahinter?
Als Programmer beim DOK.fest habe ich das Privileg, viele internationale Filmfestivals besuchen zu können. Auf den Festivals sehe ich auch viele queere Kinofilme, die trotz so toller Veranstaltungsreihen, wie MonGay kaum den Weg in die Münchner Kinos finden. Während der Berlinale 2015 kam in einem Gespräch mit der Filmkritikern Julia Teichmann die Idee auf, dieses Defizit zu beseitigen und ein Queer Film Festival in München zu organisieren. Zusammen mit Wolfgang Fänderl von Queerelations, bei dem auch schon länger der Wunsch nach einen solchen Festival bestand, haben wir dann weitere Mitstreiter*innen gesucht und letzten Herbst den Verein Queer Culture e.V. gegründet, der momentan das Festival veranstaltet. Das Festival habe ich jetzt zusammen mit Sylva Häutle vorbereitet, unterstützt von einem 8-köpfigen Team.
3. In welchen Kinos werden die Filme gezeigt?
Vielfalt bedeutet für uns aber auch Kinovielfalt! Neben den City Kinos, dem Neuen Arena und dem gerade wieder neu auferstanden Kino Neues Maxim zelebrieren wir die letzten Tage des Eldorados auf dem QFFM.
4. Was ist außer den Filmen sonst noch geboten?
Nach der Eröffnungsparty im Harry Klein gibt es am 26.11. ein GenderSalon Special, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies der LMU im Kunstverein München (k.m.) am Hofgarten veranstalten. Die beiden Filmkritiker Toby Ashraf und Jan Künemund wollen in einer kontroversen Diskussion anhand von Filmbeispielen klären, was QUEER CINEMA eigentlich ist.Danach feiern mit dem queeren Künstlerkollektiv HELGA. Mit der Film & Diskussions-Veranstaltung „PrEP & HIV-Stigma“ werden wir im Vorlauf zum Welt-AIDS-Tag die Möglichkeit schaffen, über HIV/AIDS zu sprechen. Die Wichtigkeit dessen ist offensichtlich. Zu Gast ist u.a. der Filmemacher und PrEP-Aktivist Nicholas Feustel (THE PROUD STUDY) (Mo 28.11. 19:30 SUB).
5. Was sind deine persönlichen Highlights?
Neben den beiden Cannes-Filmen ist zum einem unser Eröffnungsfilm WHO’S GONNA LOVE ME NOW?, der mich auf der Berlinale sehr berührt hat und dort auch den Panorama-Publikumspreis gewonnen hat. Als großer Fan der Heymann Brothers, bin ich sehr glücklich, dass Barak Heymann bei der QFFM-Eröffnung am 23.11. und bei der zweiten Vorstellung am 24.11. zu Gast sein wird. Zum anderen der diesjährige Teddy Award-Gewinner KIKI, für den ich die deutschen Untertitel gemacht habe und der 25 Jahre nach PARIS IS BURNING, wieder die New Yorker Ballroom-Szene in den Mittelpunkt stellt. Aus dem SPOTLIGHT POSITIV sind FEMALE TO WHAT THE FUCK und FEMME BRUTALE mit den Künstler*innen des Club Burlesque Brutal zu empfehlen. Sehr gespannt bin ich daneben auf Toby Ashrafs Best of Programm seines Berlin Art Film Festivals, dass mit einem konventionsbefreiten Blick auf Berlin aufwarten wird. Das Gesamtprogramm findet man auf www.qffm.de.
Werft einen Blick in das Programm und schaut vorbei. Das Queer Film Festival läuft noch bis zum 28.11.2016.