Lesung: John Niven – Kill ´em All

John Nivens Romane in einem Wort? Bitterböse. Warum man sie trotzdem liest? Weil niemand so gut Charaktere erschaffen kann, mit denen man in jene Welt des abgrundtief Bösen abtauchen möchte.

Tag für Tag schütteln wir über die Handlungen und Äußerungen diverser politischer Personen entsetzt den Kopf — und John Niven versetzt uns mit seinen Romanfiguren in die Gedankenwelt genau derer. Kurze Anmerkung: John Niven ist kein böser Mensch. Auch, wenn seine Hauptfigur Steven Stelfox ein absoluter Trump Supporter ist, ist er selbst es kein bisschen. „Ich kann es nicht erwarten, dass er stirbt. Dann werde ich feiern!“, bezog Niven selbst zum Thema Trump in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE Stellung.

Sein erster Roman Kill Your Friends, dessen Veröffentlichung in Deutschland bereits 11 Jahre zurückliegt, war nicht nur ein internationaler Bestseller, sondern auch eine rabenschwarze Satire auf die Musikindustrie. In dieser kennt sich Niven bestens aus: In den 80ern war er Gitarrist der Indieband The Wishing Stones, arbeitete danach bei einer Plattenfirma, bis er entschied, sich ausschließlich auf das Schreiben zu konzentrieren. Sein neuester Roman Kill´ em all setzt 2017 zur Ära von Trump, Brexit und Fake-News ein und handelt davon:

Zwanzig Jahre sind seit Steven Stelfoxs mörderischem Rundumschlag in Kill Your Friends vergangen. In Gott bewahre trat er noch einmal als unerbittlicher Juror der größten amerikanischen Casting-Show in Erscheinung. Nun, mit siebenundvierzig Jahren genießt er ein geruhsames Jetset-Leben. Wenn er Langeweile hat, verdingt er sich als Berater in der Musikindustrie. Und löst Probleme. Und sein alter Freund James Trellick, mittlerweile CEO der größten amerikanischen Plattenfirma, hat ein massives Problem: Sein Künstler Lucius Du Pre ist der erfolgreichste Popstar auf Erden. Nun ja, er war der erfolgreichste Popstar auf Erden. Inzwischen ist er ein hoffnungsloser Junkie und unberechenbares Sexmonster.

Um die irrsinnigen Vorschüsse wieder einzuspielen, ist eine weltweite Comeback-Tour geplant. Doch dafür müsste er erst wieder in Form kommen. Und es gilt einen Erpressungsversuch abzuwenden – ein Video mit kompromittierenden Szenen, das nie an die Öffentlichkeit gelangen darf. Welcome back, Steven Stelfox. Er kennt keine moralischen Bedenken und geht bekanntlich über Leichen. Und das Klima des »amerikanischen Gemetzels« – des Populismus, der puren Gier und der großen Lügen – spielt ihm zu. Aber in dieser Zeit der Unsicherheit weiß man natürlich nie, was als Nächstes geschieht.

Wir sind schon ziemlich gespannt, den Autor an diesem Abend live zu erleben — als deutsche Stimme begleitet ihn Thorsten Nagelschmidt. Falls ihr auch Lust bekommen habt: Einlass ist um 19 Uhr, los geht’s um 20 Uhr und Tickets gibt’s noch hier.