Ehe 48 Stunden verstreichen, steht München auf!

Geschichte ist fad? Definitiv nicht! In den Optimal Records werden heute Abend ausnahmsweise mal keine Schallplatten mehr gedreht sondern Geschichte hautnah erlebt! Thema: „Ehe 48 Stunden verstreichen, steht München auf!
100 Jahre Revolution in Bayern & die Proklamation des Freistaats. Darum genau geht es:

„Am 5. November war in München die Erhebung der Kieler Matrosen bekannt geworden. An diesem Abend sollte eine Wahlveranstaltung im Hackerkeller stattfinden. Der Saal erwies sich aber als viel zu klein, man zog deshalb auf die nahe Theresienwiese. Als Eisner, der in der Versammlung sprechen sollte, in den Saal kam, waren auf den Tischen nur noch leere Gläser. Eisner ging nun auf die Suche seiner Wählerversammlung. Die Theresienwiese war stockdunkel. Bei der Bavaria entdeckte er eine große dunkle Masse. Es waren an Zwanzigtausend. Eisner mahnte zur Geduld: „Nur noch kurze Zeit. Aber ich setze meinen Kopf zum Pfande, ehe 48 Stunden verstreichen, steht München auf!“
Die Unabhängigen Sozialdemokraten mit ihrem Vorsitzenden Kurt Eisner hatten für den 7. November eine Friedenskundgebung auf der Theresienwiese beschlossen und – um die gesamte Münchner Arbeiterschaft dafür zu gewinnen – auf dem Wege über die Gewerkschaften erreicht, daß die Kundgebung gemeinsam von SPD und USP veranstaltet wurde…
Zwischen 2 und 3 Uhr strömten die Massen in unübersehbaren Zügen zur Theresienwiese. Ganz München war auf den Beinen. Mitten unter einer Gruppe Feldgrauer sah man eine große, weiße Tafel mit der Aufschrift: „Es lebe die Revolution!“ Plötzlich hebt ein Soldat eine wallende rote Fahne hoch über die Köpfe und ruft in die Menge: „Alle Soldaten zu Kurt Eisner!“ Weit über hunderttausend Hände heben sich für die Forderungen der Münchner Arbeiter. Dann zieht Auer mit einem Teil der Demonstranten durch die Stadt. Am Friedensengel folgt noch eine kurze Ansprache. Aber dort, wo auf der Wiese die Soldaten standen, war nicht alles so programmmäßig verlaufen. Drei Redner sprachen: „Zuerst Kurt Eisner, kurz und bündig. Es sei jahrelang geredet worden, man müsse jetzt handeln! Der Bauernführer Gandorfer verspricht, daß das Landvolk die Arbeiter nicht im Stiche lassen werde. Dann trete ich vor in Uniform: „Soldaten! Auf in die Kasernen! Befreien wir unsere Kameraden! Es lebe die Revolution!“

Felix Fechenbach, Der Revolutionär Kurt Eisner. Aus eigenen Erinnerungen, Berlin 1929

Geschichte erzählen – eine Navigation mit Ingrid Scherf durch Zeitzeug*innen-Berichte und neuere Geschichtsrecherche über die Revolution in Bayern 1918, den Revolutionär und ersten Ministerpräsidenten von Bayern ‚Kurt Eisner‘ und die Räterepubliken in München und ihre blutige Niederschlagung 1919.

Geschichte interaktiv – von und mit Matthias Leitner, Eva Deinert: „Ich, Eisner!“ erzählt in Echtzeit die packende Geschichte der Revolution in Bayern von 1918. In diesem innovativen Storytelling-Projekt von Bayern 2 verschickt Kurt Eisner, Anführer der Revolution und erster Bayerischer Ministerpräsident, über die Messenger-Services WhatsApp und Insta Texte, Bilder, Videos und Sprachnachrichten. Sie machen unmittelbar erfahrbar, was damals vor exakt 100 Jahren passiert ist.

Anmeldung ab sofort auf:
www.br.de/icheisner