Die Stammleser werden es merken, „Der Vorname“ haben wir euch bereits einmal empfohlen. Heute wird das Stück im Residenztheater wieder aufgeführt und können nicht anders, als es euch erneut zum empfehlen. Denn wir sind uns sicher: Davon wird sich jeder gut unterhalten fühlen und einiges zu lachen haben. Und wenn euch „Der Gott des Gemetzels“ gefallen hat, dann erst Recht!
Worum geht’s?
Man kann ja über alles reden. Bei gutem Wein und internationaler, postkolonialer Küche in gediegenem Ambiente unter guten Freunden und Verwandten sollte es eigentlich kein Thema geben, dem man sich nicht mit der gebührenden intellektuellen Distanz nähern kann. Als Vincent, erfolgreicher Immobilienmakler, an diesem Abend zu Gast bei seiner Schwester Elisabeth und ihrem Mann Pierre, sie Französischlehrerin, er Literaturprofessor, behauptet, seinem Sohn den Vornamen Adolphe geben zu wollen, ist das allerdings ein erster Härtetest für die Regeln zivilisierter Konversation. Die Grenzen dessen, was als tolerierbar gilt, sind denn doch ein wenig enger gesteckt, als das bürgerliche Selbstverständnis das im Alltag wahrhaben will.
Nun kann man sich vorstellen, wie es zur Eskalation auf kleinstem Raum kommt und jeder der Beteiligten seine gute Erziehung zumindest für kurze Zeit vergisst.
Und als Zuschauer erkennt man sich auf irgendeine Art und Weise im Verhalten der Protagonisten ziemlich sicher auch wieder – ohne es natürlich je zuzugeben.