Ihr habt mal wieder Lust auf ein außergewöhnliches Theaterstück? Dann solltet ihr euch am Dienstag am besten ins Utopia begeben. Unter der Regie von Caitlin van der Maas entstand „Der stille Dirigent“, der sich um die Volksaufstände in Ungarn dreht. Darum genau geht es in dem Stück:
„Guten Abend. Wir freuen uns, Sie heute, am 15. März 1957, fünf Monate nach dem ungarischen Volksaufstand, hier in München begrüßen zu dürfen. Heute Abend werden wir, die Philharmonia Hungarica, speziell für Sie das Konzert für Orchester von Béla Bartók spielen.“
Oktober 1956. Während im Nahen Osten die Suezkrise tobt, fordert ganz Ungarn Meinungs- und Pressefreiheit, Unabhängigkeit von der Sowjetunion und freie Wahlen. Von sowjetischer Seite wird der ungarische Volksaufstand blutig niedergeschlagen. Das Interesse von Politik und Medien aber gilt der Suezkrise. Die Philharmonia Hungarica, bestehend aus Geflüchteten des Ungarnaufstandes, führt 1957 in München das Konzert für Orchester von Béla Bartók auf. Doch der Dirigent lässt auf sich warten. Verunsichert von der plötzlichen Orientierungslosigkeit beginnt eine Auseinandersetzung mit der veränderten Lebenswelt der Musikerinnen und Musiker. Wer bestimmt die politische Agenda? Wie zeigt sich Solidarität in Zeiten der Not? Wann wird Musik propagandistisch (aus-)genutzt? Die Spieler*innen der Philharmonia Hungarica begeben sich episodenhaft auf die Suche nach Hoffnung auf Solidarität, Gerechtigkeit und Demokratie. Bartóks Konzert für Orchester bildet die strukturelle Folie für eine theatrale Befragung von (Ab-)Lenkung der Medien, politischer Themensetzung und Rhetorik im Ungarn von 1956 bis heute.