Im Bahnwärter geht es an diesem Samstagabend dank diverser Künstler ganz schön verrückt zu. Wer sich verwirren lassen möchte, der liest einfach den Text. Und wer tanzen möchte, der kommt am Samstagabend einfach vorbei und hat nen guten Abend.
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„Das ist ja verrückt!“ Dachte der erste Satz des Textes. Und er hatte Recht. Denn was noch so alles folgen sollte, das konnte er ja noch gar nicht erahnen. „Niemand kann das!“ schob sich ein logischer Gedanke ungefragt in die Diskussion ein. „Mmh…“ sagte der Leser leise zu sich selbst „Das stimmt, niemand kennt die Zukunft…“ und er war überrascht davon, so schnell in die Geschichte mit einbezogen worden zu sein. Die Leserin hingegen, deren Erscheinen nicht der gendergerechten Sprache zuzurechnen ist, sondern sich noch als wichtig für den Verlauf der Geschichte herausstellen sollte, war von dem logischen Gedanken nicht ganz so überrascht wie ihr In-amputierter Partner und fragte etwas fordernd „Na, was ist denn nun verrückt?!“ Woraufhin der erste Satz keine Antwort geben konnte, da es nicht seiner Stellung im Gesamtgefüge des Textaufbaus entsprach zweimal innerhalb desselben Gefüges Auskunft zu geben. „Wenn das Textgefüge nicht mehr funktioniert, haben wir alle keine Arbeitsplätze mehr!“ versuchte ein alter weißer Mann in Anzug den Worten um sich herum Angst zu machen. Am gefährlichsten seien die Fremdworte, die nähmen nämlich den guten alten deutschen Worten die Stellen weg. „Seriously? Niemand braucht die alten, die neuen sind viel nicer!“ und so strich die Leserin den alten weißen Mann mit einem fetten schwarzen Edding durch und schrieb stattdessen was Verrücktes. Was sie schrieb war so dermaßen verrückt, dass selbst der erste Satz sich zwischen seinen Ausrufezeichen umdrehte und seinen Gedanken im Stillen wiederholte. (Sooft bis er wahnsinnig wurde.) Die Geschichte der Leserin war so lustig, spannend und lehrreich zugleich, dass selbst die Haupt-und Nebencharaktere irgendwann begannen ihre Rollen zu tauschen, was binnen kurzer Zeit zu absoluter Gleichberechtigung führte. Die Guten und die Bösen enttarnten sich gegenseitig als kulturelle Konstrukte und erkannten sich als notwendige Gegenüber einer unterhaltsamen Geschichte an und verstanden, dass sie ohne den anderen nicht existieren konnten. Der Gesamtaufbau des Textes ward gebrochen, Stück für Stück gaben die bekannten Muster einem Strudel der Verrücktheit nach. Die Buchstaben ließen sich einfach dort nieder, wo es ihnen am besten gefiel und nicht da, wo ein von oben gegebener Sinn es vielleicht für sinnvoller erachtet hätte. Der Leser war gefesselt. Die Leserin knallte das Buch zu und schlug mit der Reitpeitsche auf die Bettkante, während sie sich bedrohlich lasziv auf den gefesselten Leser zubewegte. Die Kamera schwenkte in Richtung Schreibtisch, wo das zugeschlagene Buch im Licht der Leselampe vor sich hin lag. Der Titel strahlte in goldenen Lettern „Das Netzwerk im Bahnwärter Thiel: Beobachtungen einer traumartigen Erinnerungslücke“ Schnitt. Abspann. Die Zuschauerin hört noch das Jammern des Lesers und das Knallen der Reitpeitsche. Der Zuschauer fürchtet die Inspiration und sucht die Fernbedienung. Zapp! Als der Hahn dreimal kräht erwacht die Taube aus ihrem Traum und fliegt gegen eine Fensterscheibe. Sie reibt sich verdutzt den Schnabel und fragt sich, welche Ebene nun wohl die tiefste war. Das weiß so genau niemand mehr. Und der letzte Satz denkt „Was denkt wohl der letzte Satz?“
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