Hatte Thomas Mann mit seiner Aussage im Jahre 1926 recht als er sagte „München – eine dumme, die eigentlich dumme Stadt“? Der Ansicht war er jedenfalls, denn er beklagte, dass aus einem Zentrum der Bohème und der kulturellen Avantgarde zusehends eine Brutstätte von Rechtsnationalismus und Anti-Intellektualismus geworden sei. So dumm ist München heute nicht – oder wenigstens noch nicht, finden wir. Eigentlich dumm an München des Jahres 2018 ist allerdings, dass es die immensen Möglichkeiten nicht nutzt, die eine so bemerkenswert reiche Stadt hätte, um eine Hauptstadt der kulturellen Vielfalt, der sozialen Experimente und des gewagteren Lebens zu werden. Diskutiert heute Abend in der Favorit Bar mit, wenn es um dieses Thema geht:
Wenn München heute „vorne“ ist, dann als Avantgarde der Konformität: Wer den Lebensstil der oberen Mittelschicht pflegen und damit gerne unter seinesgleichen bleiben will, zieht gern hierher und ist hier auch gut aufgehoben. Wer hingegen wirklich Neues, Anderes, Unkonventionelles sucht, wer vielleicht auch mal Ärgerliches oder gar Schmutziges wagen möchte, hat in München hingegen weniger Freude – und womöglich auch kaum Freunde.
Unsere Veranstaltungsreihe, als Live-Soziographie konzipiert, geht in die zweite Runde. Sie möchte all denen ein Forum bieten, die mit diesem Zustand unzufrieden sind und daran arbeiten wollen, ihn zu verändern. Oder aber schon längst dabei sind, eben dies zu tun.