Ein Besuch im Münchner Stadtmuseum geht immer. Unser Tipp heute: Die Ausstellung „Never Break Your Heart“ von Jessica Zayda.
Denn die ist nicht nur Fotokünstlerin, sondern war in ihrer Jugend auch Hardcore-Backstreet-Boys-Fan. Und damit stand sie auch nicht alleine da, immerhin handelte es sich dabei mal um die erfolgreichste Boygroup der Welt (nur zur Info für die Jüngeren unter euch, die diesen Hype nicht mehr selbst erleben durften…). Und wer war nicht irgendwie in Brian, Nick & Co verliebt?
Von nun an heiße ich Jessica Carter!“, notiert Jessica Zaydan 1996 in ihr Tagebuch, in dem sie die Liebesbeziehung zwischen sich und Nick Carter, dem jüngsten Bandmitglied, beschreibt. Nach einer zufälligen Begegnung mit ihm an der Bushaltestelle – die Band ist für ein Konzert in der Stadt – lässt Jessica ihre Eltern und ihre Freundinnen zurück und begleitet Nick nach Florida in die Villa seiner Familie, wo sie einen aufregenden Sommer gemeinsam verbringen. So weit die Phantasiewelt der 13-jährigen Jessica Zaydan, die zu dieser Zeit großer Fan der Backstreet Boys und unsterblich in Nick Carter verliebt ist. Ihre Tagebücher und Fotos aus dieser Zeit sind Liebeserklärungen an unerreichbare Idole und zeugen von jener fast vergessenen Phase zwischen Kindheit und Adoleszenz, in der alles möglich schien.
Fast 20 Jahre später unterzieht sich Jessica Zaydan einem tragikomischen Realitätstest. 2014 bucht sie eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff mit der inzwischen gealterten Boygroup. Konzerte am Strand, Fragestunden mit den Bandmitgliedern, dazwischen Fitnessprogramm und Shopping-Events für die fast ausschließlich weiblichen Fans. Hier kann man den Stars von einst nah sein, sie anfassen und mit ihnen für Selfies posieren. Die Fotografien und ein Video, die während der Kreuzfahrt aufgenommen wurden, kombiniert Jessica Zaydan mit Tagebucheinträgen und Fotos aus ihrer Teenagerzeit. So entsteht eine Collage aus Fragmenten von Träumen und Wirklichkeit, die gleichzeitig auf skurrile Art vom freien Fall vom Weltruhm zum B-Promi zeugt, den viele Popstars der Jahrtausendwende inzwischen erleben mussten.
Nicht nur etwas für ehemalige Fans – aber für die wohl ganz besonders.